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A few words about | MESA/BOOGIE®

MESA/BOOGIE®

Ich selber testete über ein Wochenende ca. 1991 einen MESA/BOOGIE® MKIII SC 1×12 Combo, den ich mir im damaligen Laden meines Vertrauens geliehen hatte. Als damaliger großer »Metallica« Fan und bereits seit einigen Jahren MARSHALL® User musste das einfach mal sein, um den anderen, großen Counterpart des Metal der 1980er an der Gitarre zu haben.

Ich brauchte damals ca. eine Stunde, um alle Features des Amps zu verstehen, habe allerdings sehr schnell gelernt, dass der im Combo verbaute EV® 12″ Lautsprecher für meine damaligen Zwecke völlig unbrauchbar war, bzw. mir das Combo-Format und Gewicht nicht zusagte. Das alles klang nach einer Stunde des Testens, Drehens und Schaltens mit meiner damaligen MARSHALL® 1936 2×12″ mit GT12-75 CELESTIONS® besser und mehr nach meinem Gusto. Das war schon sehr nahe an dem gesuchten Rhythmus-und Lead-Sound, dem ich damals nacheiferte und den der MARSHALL® Combo nicht bot.

Einer der Hauptgründe dafür war bzw. ist natürlich der aktive LCR Graphic-EQ, was ich damals einfach nur cool fand, die technischen Hintergründe und Unterschiede waren mir damals noch nicht bekannt. Der Amp EQ alleine brachte nicht das gewünschte Ergebnis, der Graphic-EQ ist ein Teil des alten »Metallica« Sounds der späten 1980er und frühen 1990er Jahre, bevor der Rectifier kam. Nach einem langen Wochenende und sehr viel Gitarrespielen war klar, dass ein solcher Amp hermusste, so schnell es ging. Der Amp bzw. MESA/BOOGIE® war damals nach dem SOLDANO® SLO100 der teuerste Serien-Amp der Welt und kostete über 3.500,- DM, was für einen 17 Jährigen viel Geld war.

Kurz nach meinem Test wurde dann der MKIV angekündigt, war aber in Deutschland noch nicht erhältlich. Ich entschied mich dann zu warten und zu sparen. Von einem MKII C+ wusste ich damals noch nichts, mit dem Quad Preamp konnte ich nichts anfangen, da dies vor meiner Rack-Zeit war, gebrauchte MESA/BOOGIES® gab es so gut wie gar nicht und die großen, alten (damals neuen) Endstufen mit 4HE habe ich nie gesehen oder gehört. Ich habe mir dann einige Zeit später einen MKIV als Topteil neu gekauft, den habe ich heute noch. Variabler und flexibler als der MKIII und definitiv der bessere Fußschalter, eben mehr von Allem und seinen Preis von über 4.000,- DM wert. Ich mochte bei diesen Modellen nie den R2 Kanal, zu wenig Gain und zu wenig »MARSHALL®« Charakter. Was »Simul Class» eigentlich bedeutet, konnte mir damals niemand erklären, mir gefiel die »Class A« Einstellung nie, auch nicht die »Tweed Power« oder die »Triode« Einstellung. Heute weiss ich genau was passiert und was da alles geschaltet wird bzw. welcher Humbug und welche Irreführung dahinter stecken.

Der nächste große Schritt waren dann Geräte von Kunden, die dringend Service brauchten bzw. neue Röhren, neue Elkos, eine Reinigung und ein Bias-Poti, welches MESA/BOOGIE® nie in ihre Amps eingebaut hatten.

Es kamen Strategy 400, Stereo Simul 290, Triaxis, Quad, Simul 2:90, Swichtrack 295, Bass400+, MKIIA, MKIIB, MKIIC, MKIIC+, MKIII, MKIV, 50/50, Studio Preamp und diverse Rectifiers. Ich habe dann angefangen diese zu modifizieren, zu überholen, mit diversen Röhren zu experimentieren und grundsätzlich bei allen Amps, wo es möglich war, ein Bias-Poti einzubauen. Immer mit hervorragenden Ergebnissen, meist mit Hören, Spielen und Vergleichen mit dem Kunden selber.

Das Resultat für mich selber war bzw. ist, dass alle MESA/BOOGIES® die älter als 10 Jahre sind, grundsätzlich eine komplette Überholung brauchen, d.h. komplett neue Elkos, neue, gut klingende Röhren, diverse Modifikationen und definitiv ein gutes Bias-Poti, dann spielt der Amp in einer anderen Liga und bietet tonal ein ganz anderes Spektrum als vorher.

Ohne all dies klingt ein alter MESA/BOOGIE® verwaschen, matschig, undifferenziert und ist an der Gitarre alles andere als ein Vergnügen. Eventuell einer der Gründe, warum viele ehemalige MESA/BOOGIE®-Spieler ihre Amp verkaufen.

Mir machen MESA/BOOGIES® Spaß, ich bin historisch und musikalisch vorbelastet, auch nach all den vielen Jahren, so ehrlich solle man sein. Die Platinen lassen sich gut löten, sind aber mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln, allgemein sind manche Amps, speziell die neueren Rectifiers nicht servicefreundlich.

Ich selber mag alle alten MK Amps und die Preamps bzw. Poweramps dieser Generation, ich mochte nie die Rectifier-Serie, egal welches Modell, egal welches Baujahr, kenne diese Modellreihe seit sie Mitte der 1990er auf den Markt kam und kann bis heute nichts mit ihnen musikalisch anfangen. Meine Abneigung gegen Combos ist geblieben, ich bevorzuge Topteile und/oder Rackgeräte mit anderen Boxen und anderen Speakern, egal auf welches Modell bezogen. Ein wichtiger Punkt generell bei MESA/BOOGIE®.

Die Half & Half Pro Boxen der 1980er und frühen 1990er gibt es schon lange nicht mehr, diese waren ein interessanter Entwicklungsschritt, der leider von MESA/BOOGIE® nie weiterentwickelt wurde, die Serie wurde mit Erscheinen der neuen Rectifier 4×12″ XL Boxen ca. 1993 komplett eingestellt. Jeder der die Möglichkeit hat eine solche Half & Half Pro Box zu testen, sollte es tun, ein interessantes Erlebnis, vor allem klanglich eine Alternative zu den üblichen 4×12″ und 2×12″ Boxen diverser Hersteller.

Meine grundsätzliche Meinung bzgl. klassischer 100W Endstufe und/oder Simul Class Endstufe ist: Die 100W Endstufe ist, wenn korrekt gebiased und mit den richtigen Endröhren bestückt, hervorragend für allgemeines Rhythmus-Spiel. Die 75 bzw. 85 und 95W Simul Class Endstufe ist/sind, wenn korrekt gebiased und mit den richtigen Endröhren bestückt, hervorragend zum Solieren geeignet, was an der speziellen Mischung von kalt und heiß gebiasten Endröhren liegt. Das beschreibt auch exakt was »Simul Class« eigentlich ist, eine Mischung aus unterschiedlich gebiasten Endröhren, dadurch mischt sich das Spielgefühl und das typische Ansprechverhalten unterschiedlich gebiaster Endröhren.